Jakarta Fotoquelle: gemeinfrei
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Indonesien ist das Land mit der viertgrößten Bevölkerung der Welt. Der südostasiatische Staat steht im Schatten von China, Indien und Brasilien – zu Unrecht.

Erinnern Sie sich noch an die Fußball-Weltmeisterschaft 2010? Klar, werden jetzt wahrscheinlich die meisten denken. Und wer ist Vierter geworden? Da wird die Luft schon dünner, oder? Gegen wen hat Deutschland noch mal um Platz drei gespielt? Genau, es war Uruguay. An alle, die das noch wussten – Glückwunsch! In einigen Monaten wird das anders sein. Denn an Platz vier kann sich in der Regel niemand lange erinnern. Oder wüssten Sie auf Anhieb, wer bei der Fußball-WM 2002 auf dem vierten Platz gelandet ist?

Im Schatten der großen drei

Es ist der Fluch dieser undankbaren Zahl. Während den ersten dreien ganz gleich in welchem Wettkampf außer Bronze, Silber und Gold Ruhm und Ehre sicher sind, gehört die Nummer vier einfach nur zum Rest. Ob der dritte Platz um Haaresbreite verfehlt wurde, interessiert niemanden. Wer es nicht auf das Treppchen schafft, schafft es auf Dauer auch nicht ins Gedächtnis.

Ein Schicksal, das auch Indonesien teilt. Das hat allerdings nichts mit Fußball oder irgendeinem anderen Sport zu tun. Mit knapp 240 Millionen Einwohnern ist Indonesien, gemessen an der Bevölkerungszahl, das viertgrößte Land der Welt. Und was das angeht, ist es nicht anders als im Sport – geredet wird immer nur über die ersten drei: China, Indien und natürlich die USA. Zu Unrecht. Denn Indonesien hat mehr zu bieten, als die meisten wissen.

Und damit sind nicht nur die 17 500 Inseln gemeint, aus denen sich das Land zusammensetzt. Die ehemalige niederländische Kolonie ist ihren südostasiatischen Nachbarn auf einigen Gebieten weit voraus. So ist der größte Inselstaat der Welt seit den Wahlen 2004 als demokratische Republik anerkannt – und befindet sich mitten in einem Öffnungs- und Wandlungsprozess. Indonesiens erster direkt vom Volk gewählter Präsident Susilo Bambang Yudhoyono treibt den Wandel mit seinem wirtschaftsfreundlichen Kurs stetig voran. Zwar hat der Staat bei vielen Dingen noch die Finger im Spiel, dennoch gilt das Prinzip der Marktwirtschaft.

Indonesien Zeit für einschneidendeVeränderungen

Mehr als 300 Reformgesetze und Verordnungen hat die Regierung seit dem Sturz des Diktators Suharto 1998 erlassen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: eine unabhängige Zentralbank, eine verstärkte Bankenaufsicht, ein reformierter Bankensektor, Anti-Monopol-Gesetze, Anti-Korruptionsbemühungen und Pressefreiheit – um nur einige zu nennen. Erst kürzlich hat das indonesische Parlament einen neuen Katalog zur Erleichterung ausländischer Investitionen verabschiedet. Ein wichtiger Schritt – immerhin galt Indonesien bisher nicht gerade als besonders investorenfreundlich. Doch das soll sich ändern. Offenbar hat das Land erkannt, dass Investitionen – egal, woher sie kommen – die Triebkraft jeder Wirtschaft sind. In Anbetracht der Wachstumsaussichten sollte es an Interessenten nicht mangeln. Indonesien ist das Land mit der viertgrößten Bevölkerung der Welt. Der südostasiatische Staat steht im Schatten von China, Indien und Brasilien – zu Unrecht.

Noch einen Gang höher

Für dieses Jahr erwartet die Regierung ein Wachstum der Wirtschaftsleistung von knapp sechs Prozent. In den nächsten Jahren könnte sich das noch beschleunigen. Denn höhere Investitionen schaffen Arbeitsplätze, und die wiederum spülen Geld in die Taschen der ohnehin konsumfreudigen Bevölkerung. Der private Verbrauch macht schon jetzt rund zwei Drittel des BIP aus und ist die wichtigste Konjunkturstütze. Etwa die Hälfte der Bevölkerung Indonesiens ist jünger als 28 Jahre und dürstet geradezu nach neuen Produkten und Technologien. Hinzu kommt: Die Bevölkerung wächst – genauso wie die Kaufkraft. Analysten erwarten, dass sich die Zahl der Verbraucher mit hohen und mittleren Einkommen in den kommenden fünf Jahren auf 52 Millionen verdoppeln wird.

Der Vorteil von Indonesiens starkem Binnenkonsum: Sollte die Erholung der Weltwirtschaft nicht anhalten, kratzt das den Inselstaat relativ wenig. Der beste Beweis: die jüngste Weltwirtschaftskrise. Indonesien blieb davon zwar nicht vollkommen verschont – das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich auf 4,5 Prozent im Jahr 2009. Dennoch gehörte das Land damit neben China und Indien zu der Gruppe der asiatischen Länder, die während der Rezession am stärksten gewachsen sind. Und mal ehrlich: Von einer Wachstumsrate von 4,5 Prozent können Industrieländer selbst während eines Wirtschaftsbooms nur träumen.

Reiche Rohstoffvorkommen

Eine junge, wachsende und konsumwillige Bevölkerung ist aber längst nicht alles, was Indonesien zu bieten hat. Vielmehr finden Investoren in dem Land auch reiche Rohstoffvorkommen. Gold, Kupfer, Zinn, Nickel, Bauxit und Holz werden in Indonesien gewonnen. Auch Erdgas wird hier in großem Stil gefördert. Fast die Hälfte der Beschäftigten ist zudem in der Landwirtschaft tätig. Reis, Mais und Rohrzucker gehören zu den Hauptprodukten. Da überrascht es kaum, dass bis 2014 insgesamt 87 Infrastrukturprojekte auf der Agenda von Regierungschef Yudhoyono stehen. Denn egal, ob Gas, Bauxit oder Mais – die Schätze des Landes wollen befördert werden, sei es per Pipeline, Straße oder Schiene. Im Zuge der Asien-Krise 1997/98 wurden viele Investitionen hintangestellt. Zusammen mit einer steigenden Bevölkerungszahl und in den letzten Jahren anziehenden Wachstumsraten der Wirtschaft erhöht das nun den Bedarf, insbesondere in den Bereichen Öl- und Gasförderung, Wasserversorgung, Elektrizität und Verkehr. Ein überdurchschnittliches Wachstum ist auch in den Sektoren Transport und Kommunikation sowie in der Bauwirtschaft zu beobachten. Dieser bereits 2009 erkennbare Trend setzte sich in der ersten Hälfte des laufenden Jahres fort.

Und das ist gut so. Denn auch für ausländische Unternehmen ist die Infrastruktur ein wesentlicher Faktor bei der Überlegung, ob sie sich in einem Land niederlassen. Rund 250 deutsche Konzerne sind bereits in Indonesien vertreten, viele davon mit eigenen Produktionsanlagen. Wenn sich die Bedingungen weiter verbessern, sollten daraus langfristig noch mehr werden. Denn mit seinem vergleichsweise niedrigen Lohnniveau besitzt Indonesien ansonsten gerade auch gegenüber China einen Standortvorteil.

So können Anleger profitieren

Die Frage ist nun also, wie Anleger am besten von den Wachstumsaussichten der aufstrebenden Volkswirtschaft profitieren. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Mutigere entscheiden sich für attraktive Einzelwerte. Auch Bösenlegende Jens Ehrhardt hat bereits ein Auge auf Indonesien geworfen. Grund: „Während einige asiatische Aktienmärkte, namentlich der chinesische, seit dem Jahreswechsel 2009/10 nicht mehr an die vorangegangene gute Entwicklung anknüpfen konnten, haussiert die indonesische Börse.“ Ein Blick auf den Leitindex Jakarta-Composite beweist das eindrücklich. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 29 sind viele indonesische Unternehmen inzwischen zwar schon relativ teuer. Doch das gilt nicht für alle.

Ausnahmen bestätigen die Regel. An dieser Stelle sind insbesondere United Tractors, Indofood Sukses sowie die Bank Mandiri zu nennen. United Tractors ist ein auf Landwirtschafts-, Bau- und Minenfahrzeuge spezialisiertes Unternehmen. Bei Indofood Sukses handelt es sich um einen Hersteller von Nahrungsmitteln. Womit die Bank Mandiri ihr Geld verdient, verrät schon der Name. Das Unternehmen ist deshalb aber nicht weniger spannend für Investoren. Denn Banken dürften neben Konsumgüterherstellern zu den wesentlichen Gewinnern des indonesischen Wirtschaftsaufschwungs gehören. Immerhin gilt: Wo Wachstum stattfinden soll, wird auch Kapital benötigt – und das kommt von den Kreditinstituten. Für 2010 erwarten Analysten eine Ausweitung des Kreditvolumens um mehr als 20 Prozent. Und genau damit verdienen die Banken ihr Geld. Zudem verwalten bisher überhaupt nur wenige Indonesier ihr Geld über ein Bankkonto. Insofern bescheinigen Analysten dem Bankwesen des Inselstaats das größte Wachstumspotenzial innerhalb der Asean-Gruppe.

Fonds für vorsichtige Investoren

Da überrascht es kaum, dass auch in den Fonds, die in das Land investieren, das Finanzwesen eine übergeordnete Rolle spielt. Für Anleger, die das Risiko breiter streuen wollen, bieten sich drei Aktienkörbe als Alternative zu Einzelwerten an: der Allianz RCM Indonesia, der Fortis Indonesia und der Fidelity Indonesia. Letzterer ist mit einem Fondsvolumen von aktuell 564 Millionen Euro mit Abstand das größte Portfolio. Unabhängig von Volumen und Größe investieren alle drei zu einem nicht unwesentlichen Teil in die wichtigen Wachstumsbranchen Energie, Konsumgüter, Roh- und Betriebsstoffe sowie Telekommunikation.

Orginalbericht: focus.de
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