Autofahrer tanken Urwald


Deutsche Autofahrer sind mitverantwortlich für die Vernichtung von Regenwald. Treibstoffen müssen in Deutschland sieben Prozent Agrotreibstoffe beigemischt werden. Für die Herstellung von Agrodiesel werden in Indonesien und Argentinien Urwälder gerodet, kritisiert die Umweltorganisation Greenpeace. Der Anteil von Agrodiesel aus Sojapflanzen liegt bei ungefähr 25 Prozent, der Anteil von Palmöl bei zehn Prozent. Der Rest stammt aus Raps.

In Indonesien wird Urwald für den Anbau von Agrosprit-Pflanzen gerodet. Auch illegal. (Foto: Daniel Beltrá/Greenpeace) Fotoquelle: klimaretter.info
In Indonesien wird Urwald für den Anbau von Agrosprit-Pflanzen gerodet. Auch illegal. (Foto: Daniel Beltrá/Greenpeace) Fotoquelle: klimaretter.info

Corinna Hölzel, Wald-Expertin von Greenpeace, kritisiert, dass deutsche Autofahrer kaum eine Wahl haben, sich an der Urwald-Zerstörung zu beteiligen. “Deutsche Autofahrer müssen Urwälder tanken.” Es sei denn, sie lassen ihre Autos stehen. Denn Mineralölkonzerne können selbst bestimmen, woher sie ihren Agrosprit beziehen. Da deutscher Agrotreibstoff teuer ist, greifen sie gerne auf billigere Produkte in Entwicklungsländern zurück. “Die Vernichtung der Urwälder nehmen sie dabei wissentlich in Kauf”, sagt Hölzel. Besonders viel Beimischung von Soja- und Palmöl in Dieselkraftstoff hat die Umweltorganisation in Treibstoff von Shell vorgefunden – 39 Prozent. Noch mehr war es mit 44 Prozent bei Aral-Tankstellen, die zum Skandal-Konzern BP gehören.

Die Umweltorganisation fordert, die gesetzlich verpflichtende Beimischungsquote wieder abzuschaffen und die Nachhaltigkeitskritierien für Agrotreibstoff nachzubessern. Laut Nachhaltigkeitsverordnung, die 2011 in Kraft trifft, dürfen keine Regenwälder gerodet werden, um den europäischen Treibstoffbedarf zu decken. Was allerdings nicht verhindert wird, ist, dass teilweise Agrosprit-Pflanzen außerhalb des Urwalds angebaut werden, dafür aber andere Nutzungsformen wie Rinderhaltung oder Lebensmittelanbau in den Regenwald gedrängt werden. “Eine solche Verordnung, die indirekte Landnutzungsänderungen und soziale Kriterien vollständig ausnimmt, ist lediglich ein grünes Feigenblatt für Unternehmer und Politiker”, sagt Hölzel.

Die Nachhaltigkeitsverordnung sollte ursprünglich bereits am 1. Juli in Kraft treten. Weil die Branche mit der Zertifizierung allerdings nicht hinterher kam, wurde der Termin auf den 1. Januar verschoben. Mit der Verordnung will Deutschland seinen Beitrag zum EU-Ziel leisten, den Anteil biogener Treibstoffe bis 2020 auf zehn Prozent anzuheben. Mit dem Energiekonzept hat die Bundesregierung nun 85 Prozent Beimischung von Agrosprit bis 2050 beschlossen.

Originalbericht: klimaretter.info
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