Seit geraumer Zeit wird viel vom neuen asiatischen Gravitationszentrum gesprochen, doch gemeint ist damit vor allem China. Im Schatten des rasanten ökonomischen Aufstiegs dieses Giganten und hinter den großen Hoffnungen für Indien gibt es einen Hidden Champion: Indonesien.

Indonesische Männer in einer Moschee in Jakarta: Weltweit hat der Inselstaat die größte muslimische Bevölkerung. Quelle: dpa Fotoquelle: handelsblatt.com
Indonesische Männer in einer Moschee in Jakarta: Weltweit hat der Inselstaat die größte muslimische Bevölkerung. Quelle: dpa Fotoquelle: handelsblatt.com

Indonesien ist mit seinen 17 000 Inseln, von denen etwa 6 000 bewohnt sind, der weltgrößte Inselstaat und dehnt sich in der Breite um knapp 2 000 km sowie in der Länge um 5 000 km aus – das entspricht der Entfernung von Gibraltar bis Moskau.

Indonesien hat weltweit die größte muslimische Bevölkerung, 90 Prozent der 232 Millionen Einwohner sind Moslems. Der Inselstaat ist mit seinen etwa 300 verschiedenen Ethnien ein erfreuliches Beispiel dafür, dass eine so vielfältige vom Islam dominierte Gesellschaft zugleich eine tolerante Zivilgesellschaft und eine dynamische Volkswirtschaft sein kann.

Das Wirtschaftswachstum lag in der zurückliegenden Dekade bei etwa fünf Prozent pro Jahr, Inflation und Arbeitslosigkeit wurde zurückgedrängt und die Staatsfinanzen konsolidiert. Zudem wird seit dem Ende des Suharto-Regimes im Jahre 1998 auf allen staatliche Ebenen eine pluralistische Demokratie gelebt. Trotz von Zeit zu Zeit aufflammender Konflikte werden die religiösen Minderheiten, insbesondere die Christen, nicht unterdrückt. Frauenrechte und Fraueninitiativen werden gefördert.

Das sind nicht schlechte Voraussetzungen für die langfristigen Perspektiven dieses Landes. Sie wären aber noch deutlich besser, wenn die Rechtsunsicherheit beseitigt, die Korruption bekämpft, das geistige Eigentum besser geschützt und die Bürokratie effizienter wäre. Hier muss der Hidden Champion Südostasiens seine Hausarbeiten noch erledigen.

Kein anderes Land wurde härter von der Asienkrise 1997/98 getroffen; das Bruttoinlandsprodukt brach um 14 Prozent ein. Und kein anderes sich entwickelndes asiatisches Land hat aufgrund dieser Erfahrungen die Stabilität seines Finanzsystems so erhöht und die Modernisierung seiner Wirtschaftsstruktur so unbeirrt vorangetrieben. Diese Anstrengungen zahlen sich nun aus. Denn die globale Finanz- und Wirtschaftskrise konnte nur eine Delle in dem hohen Wachstumspfad verursachen.

Indonesien ist dabei, die Bedeutung des Erdöls und anderer Rohstoffe für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung weiter zu verringern. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Ressourcenreichtum nicht dazu verleiten muss, die Modernisierung der Volkswirtschaft zu vernachlässigen: Die Industrialisierung wird vorangetrieben, die Infrastruktur ausgebaut und Maßnahmen zur Anhebung des Bildungsniveaus sind eingeleitet.

Diese Entwicklungsstrategie wurde und wird getrieben durch die geografische Lage dieses Inselstaates im neuen weltwirtschaftlichen Gravitationszentrum der Länder Australien, China und Indien. Anders als in vielen anderen Schwellenländern, wie etwa Brasilien, ist das beachtliche Wachstum der letzten Jahre zu einem großen Teil in Form höherer Einkommen bei der Bevölkerung angekommen. Deshalb ist nicht nur Einkommensungleichheit vergleichsweise gering, sondern auch die Aufnahmefähigkeit hoch und stabil, wie es sich in der jüngsten Krise gezeigt hat.

Wiegt man die unbestreitbaren Standortschwächen gegen die gute gesamtwirtschaftliche Performance und die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells ab, besteht kein Zweifel, dass die Vorzüge sowohl als Zielland für deutsche Investitionsgüter wie für Direktinvestitionen überwiegen.

Originalbericht: handelsblatt.com
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