Jakartas Börse liegt dieses Jahr fast 50 Prozent im Plus – und zieht immer mehr Geld aus dem Ausland an. Doch es lauern Gefahren. In diesem Tempo wird die Rally aber nicht weitergehen.

Erfolgsmeldungen aus einem Land, das brummt: Indonesiens Autoverband prognostiziert für dieses Jahr 720.000 verkaufte Wagen – Rekord. Doch es kommt noch besser: In einer Umfrage gaben zwei Drittel aller Haushalte an, sich in den kommenden drei Jahren ein Auto kaufen zu wollen. Zur Einordnung: In Indonesien leben mehr als 220 Millionen Menschen.

Kein Wunder also, dass Anleger dieses Land lieben. Der Leitindex der Börse in Jakarta hat seit Jahresbeginn um 49 Prozent zugelegt, gestern markierte er einmal mehr ein Rekordhoch. Weil die indonesische Rupiah stark aufgewertet hat, profitieren internationale Investoren gleich zweifach: In Euro gerechnet liegt das Plus seit Jahresbeginn bei 68 Prozent. Allein in den vergangenen drei Monaten haben Anleger mit Indonesienfonds rund zehn Prozent verdient.

Ein Händler an der Börse in Jakarta Fotoquelle: ftd.de
Ein Händler an der Börse in Jakarta Fotoquelle: ftd.de

Der Fondsanbieter BNP Paribas bezeichnet Indonesien in einer Präsentation als “übersehene Wachstumsgeschichte”. Nicht ganz zu Unrecht: Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum seit dem Jahr 2000 ist das höchste Asiens, noch vor China. Indonesien ist der größte Exporteur von Palmöl und Kraftwerkskohle und profitiert damit vom Aufschwung der Volksrepublik.

Für das Land sprechen auch die soliden Staatsfinanzen: 1999 machten die Schulden noch 103 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, inzwischen sind es weniger als 30 Prozent. Die Weltbank beziffert die durchschnittlichen Arbeitskosten pro Kopf und Jahr auf 1880 Dollar – China kommt schon auf 2940 Dollar.
Der Boom wird für steigende Löhne sorgen, was wiederum den Konsum befeuern wird: Das Brokerhaus CLSA rechnet damit, dass Indonesiens Mittelschicht in den kommenden fünf Jahren um 15 Prozent wachsen wird.
Indonesienfonds im Vergleich Quelle: ftd.de
Indonesienfonds im Vergleich Quelle: ftd.de

Eine Wachstumsgeschichte ist Indonesien zweifelsohne, allerdings keine übersehene. Seit Jahresbeginn haben internationale Fonds unter dem Strich umgerechnet mehr als 2 Mrd. Euro auf Jakartas Aktienmarkt gepumpt. Die Titel sind inzwischen mit dem 15-Fachen der für 2011 erwarteten Gewinne bewertet, der Durchschnitt für Asien liegt bei 13.

In früheren Haussephasen seien die Aktien aber wesentlich teurer gewesen, betont Raymond Chan, Chefanlagestratege für den asiatisch-pazifischen Raum bei der Allianz-Global-Investors-Tochter RCM. Auch die üppige Liquidität und das robuste Gewinnwachstum sprächen für Jakartas Börse.

Arief Wana, Analyst der Schweizer Großbank Credit Suisse, traut dem Jakarta Composite Index bis Ende kommenden Jahres einen Stand von 4400 Punkten zu. Das würde zwar ein Plus von 20 Prozent bedeuten, für indonesische Verhältnisse scheint das aber gemächlich zu sein. Auch Catherine Yeung, Asienspezialistin des US-Fondsanbieters Fidelity, rechnet nicht damit, dass die Rally im gleichen Tempo wie in diesem Jahr weitergeht.

“Da Gewinnmitnahmen aufgrund der starken Kursanstiege wahrscheinlich sind, kann der indonesische Aktienmarkt kurzfristig volatil sein. Langfristig bleibt Indonesien aber weiterhin attraktiv für Anleger.” Für Indonesien sprächen die stabiler werdende politische Landschaft, die junge Bevölkerung, der Außenhandelsüberschuss, hohe Sparraten, die geringe Verschuldung der Haushalte und die steigende Binnennachfrage.

Sorge bereitet den Investoren dagegen die Inflation. Im November lag sie auf Jahressicht bei 6,3 Prozent, deutlich höher, als die meisten Volkswirte erwartet hatten. Noch sträubt sich Indonesiens Zentralbank aber gegen Leitzinserhöhungen. Das würde nur noch mehr heißes Geld aus dem Ausland anziehen – und davon hat das Land schon mehr als genug.

Originalbericht: ftd.de
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