Indonesien trifft den Ton der Investoren: Die Wirtschaft des südostasiatischen Staats wächst stark, Inflation und Schulden sind unter Kontrolle. Wie Anleger daraus Kapital schlagen können.
von Jörg Billina
Susilo Bambang Yudhoyono ist ein echtes Multitalent. In der Armee brachte er es bis zum Vier-Sterne-General. Dann wechselte der heute 61-Jährige in die Politik, 2004 und 2008 wählten ihn die Indonesier zum Präsidenten. Auch bei den Anlegern ist SBY – wie ihn die Medien gern nennen – populär. In den vergangenen fünf Jahren legte der indonesische Leitindex um über 170 Prozent zu. Der deutsche DAX dagegen trat komplett auf der Stelle.
Doch SBY ist nicht nur Präsident, er singt und komponiert auch gern. Seine Lieder handeln von Liebe und mahnen zum Schutz des Planeten. „Ich will mit meiner künstlerischen Arbeit eine breite Öffentlichkeit erreichen und ihr meine Gefühle und Gedanken mitteilen“, sagt Yudhoyono. Seine jüngste CD trägt den Titel „Ku Yakin Sampai Di Sana“. Frei übersetzt bedeutet das „Ich bin sicher, ich schaffe es.“
Die durchaus politisch zu verstehende Botschaft erinnert an Barack Obamas Wahlkampfmantra „Yes, we can“. Doch dem US-Präsidenten ist es bislang nicht gelungen, die Arbeitslosenzahlen zu senken. SBY kann dagegen eine starke Erfolgsbilanz vorweisen. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds hat sich das Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen fünf Jahren auf über 490 Milliarden Euro verdoppelt. Indonesiens Konjunkturaussichten bleiben gut. 2011 wird für Indonesien ein Wachstumsplus von über sechs Prozent erwartet. „Werden bürokratische Hindernisse überwunden, sind künftig sogar noch höhere Wachstumsraten drin“, sagt Ray Prasad von der zu Legg Mason gehörenden US-Anlagegesellschaft Batterymarch.
Dank des Booms erhöhte sich das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der 237 Millionen Indonesier von umgerechnet 916 Euro im Jahr 2005 auf mittlerweile 3000 Euro. Millionen Menschen stiegen während der Regierungszeit Yudhoyonos aus ärmlichen Verhältnissen in die Mittelschicht auf. Mit dem Erreichten gibt sich SBY jedoch nicht zufrieden. Gemessen am Beitrag zur Weltwirtschaft, rangiert sein Land derzeit noch auf Platz 21. Im Jahr 2025 soll Indonesien zu den zehn wichtigsten Industriestaaten der Welt zählen. Südostasien-Experte Prasad hält das Ziel für realistisch.
Auch Jim O’Neill, volkswirtschaftlicher Chefvordenker bei Goldman Sachs, ist optimistisch. Der Anlagestratege nahm bereits 2005 das an Zinn, Kohle, Palmöl und Agrarrohstoffen reiche Land in die Liste der „Next Eleven“ auf, der nächsten Schwellenländer mit guten Wachstumsaussichten. Er traut Indonesien, das überwiegend nach China und Indien exportiert, eine ähnlich starke Entwicklung zu wie den BRIC-Staaten (Brasilien, China, Indien, Russland).
Bislang wurden die Börsenprofis nicht enttäuscht. Ende Juli übersprang der indonesische Leitindex die Marke von 4000 Punkten und erreichte damit ein neues Allzeithoch. Zwar rutschte auch Indonesiens Börse im Zuge der jüngsten globalen Talfahrt nach unten, doch Jakarta zählt in diesem Jahr immer noch zu den zehn stärksten Finanzplätzen der Welt. „Kein Grund zur Panik“, beruhigte Präsident Yudhoyono die Anleger Anfang der Woche. „Unsere Wirtschaft steht heute besser da als zu Beginn der Finanzkrise.“
Die hatte Indonesien ohnehin kaum geschadet. „2009 wuchs das Bruttoinlandsprodukt immer noch um 4,5 Prozent“, sagt Prasad. Die Industriestaaten sahen sich dagegen mit der schwersten Wirtschaftskrise seit den 1920er-Jahren konfrontiert. Nur durch milliardenschwere Konjunkturprogramme verhinderten sie den Kollaps. Die Rettungspakete ließen jedoch die Schulden drastisch ansteigen. Die Defizite verunsichern nun aber die Anleger, die Weltbörsen schwanken extrem.
Indonesien hingegen betreibt eine sehr solide Finanzpolitik. „Der Anteil der Staatsverschuldung am Bruttoinlandsprodukt erreicht gerade mal 25 Prozent“, merkt Prasad an. Zum Vergleich: Italien bringt es auf 120 Prozent Gesamtverschuldung, Griechenland auf 140. Auch im Vergleich zu China und Indien schneidet Indonesien gut ab. Trotz wiederholter Zinserhöhungen ist es weder der Bank of China noch der Reserve Bank of India gelungen, die Inflation zu bremsen. Indonesiens Notenbank musste dagegen die Zinsschraube nur einmal um 25 Basispunkte auf 6,75 Prozent anziehen, um den Preisanstieg in den Griff zu bekommen.
Der relativ niedrige Zinssatz ermutigt die Indonesier zum Konsum. Sie leihen sich Geld für den Kauf von Autos und Immobilien. Speziell Indonesiens Kreditinstitute profitieren. Bank Mandiri erzielte einen Gewinnanstieg zwischen März und Juli im Vergleich zum Vorjahresquartal um 25 Prozent. Auch der Autohändler Astra International meldet hohe Gewinnzuwächse. Vor allem aber sind die Handyhersteller zufrieden. Insbesondere Blackberrys verkaufen sich in Indonesien bestens. „Mittlerweile trägt die Binnennachfrage mehr als 50 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei“, sagt Prasad. Hohe Wachstumsraten, Schulden und Inflation unter Kontrolle – das gefällt den Ratingagenturen. „Sie werden in nicht allzu ferner Zukunft die Bonität des Landes auf Investment-Grade anheben“, prognostiziert Prasad.
Das wäre ein enormer Vorteil: Indonesien kann dann zu deutlich geringeren Zinsen den internationalen Kapitalmarkt anzapfen. Die Mittel will SBY vor allem in den Ausbau der Infrastruktur stecken. Schlechte Straßen und mangelnde Stromversorgung sind bislang noch das größte Hindernis für Indonesiens Aufschwung. Auch um das Bildungswesen will sich SBY kümmern. Allem Anschein nach ist der Präsident fest entschlossen, seinem Lied „Ku Yakin Sampai Di Sana“ Taten folgen zu lassen.
Investor-Info
Indonesien
Starke Perspektiven
Während der Asien-Krise 1998 musste Indonesien einen Wirtschaftseinbruch von 13 Prozent verkraften. Die seinerzeit daraus gezogenen Konsequenzen – Reform des Staatshaushalts, strenge Bankenaufsicht – machen das nach Einwohnern viertgrößte Land der Erde relativ immun gegen globale Rezessionsphasen. Künftig werden Wachstumsraten um die acht Prozent erwartet. Hohe Rohstoffpreise, zunehmende ausländische Direktinvestitionen und eine anziehende Binnennachfrage treiben die Konjunktur. Mit einem Plus von drei Prozent seit Jahresanfang zählt Jakarta derzeit zu den zehn renditestärksten Börsen weltweit. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 14. Für ein längerfristiges Engagement sprechen hohe Unternehmensgewinne und eine positive demografische Entwicklung. Doch es gibt auch Schwachpunkte: Es fehlt an moderner Infrastruktur, zudem ist Korruption weit verbreitet.
Fidelity Indonesia Fund
Deutlich besser als der Index
In den vergangen fünf Jahren erzielte der Fidelity Indonesia Fund ein Plus von über 165 Prozent und schlug damit den Vergleichsindex Asian All Cap um 92 Prozentpunkte. Fondsmanager Dhananjay Phadnis investiert in indonesische Aktien und Unternehmen, die einen Großteil ihrer Geschäfte in Indonesien tätigen. Unter den Top-10-Positionen des Fidelity-Fonds finden sich vor allem Kreditinstitute wie die Bank Mandiri.
db x-trackers MSCI Indonesia
Finanzen, Konsum und Energie
Über börsengehandelte Indexfonds können Investoren die Anlagechancen des südostasiatischen Staates kostengünstig wahrnehmen. Der db x-trackers MSCI Indonesia bildet die Wertentwicklung von 25 indonesischen Aktien ab. Hoch gewichtet sind der Autohändler Astra International und das Gasunternehmen Persusahaan Gas Negfara. Dominiert wird der Index jedoch vom Finanzsektor. Der Anteil liegt bei über 30 Prozent.
JB Chindonesia
Interessante Kombination
Neben Indonesien konzentriert sich Fondsmanager Vincent Lagger auf China und Indien. Diese Märkte haben Anlegern in den vergangenen Monaten nicht viel Freude bereitet. Lagger rechnet jedoch mit einer Kurserholung, vor allem in Indien. Dort dürfte die Notenbank keine weiteren Zinserhöhungen vornehmen. Sollte es auch Peking gelingen, die Inflation in den Griff zu bekommen, schließt Lagger eine China-Rally nicht aus.
Originalbericht: finanzen.net
1 Kommentar
Da hat sich doch in den letzten Jahren einiges in der Entwicklung getan und man kann davon ausgehen, dass das noch lange nicht das Ende gewesen ist. Bleibt abzuwarten, wie sich alles noch so entwickelt.