Jedes zweite Kind in Indonesien ist beschnitten. Die indonesische Regierung möchte das Beschneiden von Kindern nun verbieten.

10.11.2016 Regierung gegen Beschneiden von Kindern

Viele gläubige Indonesier lassen ihre Kinder sofort nach der Geburt oder in Kindesalter beschneiden. Fragt man nach dem Grund, erhält man immer wieder die Antwort – weil Allah es so will.

Die Eltern sehen es als religiöse Pflicht ihre Kinder zu beschneiden, und damit die Genitalien der Kinder zu verstümmeln. Ich folge Allahs Gesetz, antwortete eine gefragte Mutter. Sie sei überzeugt, damit eine religiöse Pflicht erfüllt zu haben. Seit Generationen werden Kinder beschnitten. In ihren erweiterten Familienkreis ist jeder beschnitten, ob männlich oder weiblich.

51 % der indonesischen Mädchen im Alter bis elf Jahre sind beschnitten

Regierung gegen Beschneiden von Kindern
Regierung gegen Beschneiden von Kindern

Eine Untersuchung des indonesischen Gesundheitsministeriums ergab, dass 14 Millionen indonesische Kinder beschnitten sind.

Indonesien ist der weltgrößte Inselstaat. Mit seinen rund 240 Millionen Einwohnern ist es der viertgrößte Staat der Welt. Gleichzeitig besitzt Indonesien mit ca. 91 % der Einwohner die größte islamische Glaubensgemeinschaft.

Die UNO geht nach Schätzungen von 200 Millionen beschnittenen Frauen und Mädchen weltweit aus

Bei der Beschneidung tragen viele körperliche Schäden davon. Diese reichen von hohem Blutverlust, andauernden Schmerzen bis zu chronischen Infektionen. Viele der beschnittenen Frauen wurden durch unhygienische Zustände bei dem Eingriff, mit HIV infiziert. Die Gefahren bei Geburten von beschnittenen Frauen ist das Risiko weitaus höher, als bei unbeschnittenen Frauen.

Indonesien hatte bereits 2006 das Beschneiden gesetzlich Verboten

Bereits im Jahr 2006 hatte die indonesische Regierung ein Gesetz verabschiedet, was das Beschneiden verbot. Auf Druck von islamischen Organisationen wurde das Verbot im Jahr 2010 jedoch wieder zurückgenommen. Von Regierungsseite wurde eine Anleitung herausgegeben und empfohlen den Eingriff durch medizinisches Fachpersonal durchführen zu lassen.

Grausame Praktiken

Die herausgegebene Anleitung sah vor, die Klitorisvorhaut einzuritzen, ohne die Klitoris selbst zu verletzen. Diese von der indonesischen Regierung herausgegebene Anleitung wurde im Jahr 2014 zurückgezogen.

Dennoch, wer Eingriffe vornimmt, brauchte bisher in Indonesien nicht Strafen fürchten. In Indonesien ist es immer noch üblich Praktiken wie das Reiben, Brennen und Einritzen der Klitoris vorzunehmen. Teilweise werden sogar ganze Gewebeteile der Klitoris entfernt.

Eine 26 Jahre alte Hebamme berichtete, dass man sich bereits in ihrem Krankenhaus weigere, eine Beschneidung vorzunehmen. Man übernehme nur die Wundversorgung nach der Beschneidung.

Dieses Mal möchte die Regierung alles richtig machen und versucht religiöse Führer und Frauenorganisationen zu gewinnen

Hasanuddin Abdul Fatah ist Leiter der sogenannten Fatwa-Kommission und befasst sich mit der Auslegung muslimischen Rechts in Indonesien. Für ihn ist klar: Die Scharia sieht eine Beschneidung für Mädchen vor. „Die Frage ist nun: Folgen wir dem Ministerium oder der Scharia?“, sagt er.

Das Gesundheitsministerium hofft, dass die jetzt gestartete Aufklärungskampagne viele Unterstützer gewinnt. Diese sollen dann bereits vor Verabschiedung des neuen Gesetzes, Eltern über die Gefahren von einer Beschneidung aufklären und damit weitere Beschneidungen verhindern.

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