90 Tage Deutschland – nach 16 Jahren in Indonesien haben wir – meine 18-jährige Tochter und ich – uns entschlossen, nach Deutschland zu reisen. Der Hauptgrund für diese Reise ist, dass meine Tochter in Deutschland studieren möchte. Bevor sie jedoch ihr Studium beginnen kann, muss sie zunächst ein zweisemestriges Studienkolleg absolvieren, was wir in unserer alten Heimat Görlitz geplant haben. Die Fachhochschule Görlitz-Zittau bietet hierfür die ideale Gelegenheit, und die Nähe zur Familie gibt uns die Sicherheit, bei Bedarf auf Unterstützung zurückgreifen zu können.
Warum 90 Tage Deutschland?
Unsere Entscheidung, für 90 Tage nach Deutschland zu reisen, war keineswegs spontan, sondern das Ergebnis sorgfältiger Überlegungen und Planung. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass uns der indonesische Freund meiner Tochter begleitet. Da er jedoch nur ein Schengen-Visum für maximal 90 Tage erhalten konnte, haben wir uns auf diesen Zeitraum festgelegt. Es war uns wichtig, dass er gemeinsam mit uns die ersten Schritte in Deutschland erleben kann und meine Tochter in dieser wichtigen Übergangsphase nicht allein ist.
Obwohl sein Visum letztendlich abgelehnt wurde, haben wir an unserem Plan festgehalten, und ich begleite nun meine Tochter für die geplanten 90 Tage nach Deutschland. Diese 90 Tage geben uns genug Zeit, um alle notwendigen Vorbereitungen für ihr Leben in Deutschland zu treffen. Dazu gehört die Wohnungssuche, die Erledigung von Behördengängen und die Organisation von Unterstützungsmöglichkeiten. Mein Ziel ist es, dass sie nach meiner Rückkehr nach Indonesien selbstständig in Deutschland zurechtkommt und sich gut in ihre neue Umgebung einfindet. Unsere Verwandten vor Ort werden ihr dabei ebenfalls zur Seite stehen und den Übergang erleichtern.
Vorbereitungen für das Studienkolleg: Von der Sprachprüfung bis zur Bewerbung
Die Vorbereitung auf das Studienkolleg in Deutschland stellte uns vor mehrere Herausforderungen, wobei der Nachweis der Deutschkenntnisse meiner Tochter eine zentrale Rolle spielte. Obwohl sie einen deutschen Pass besitzt, verlangte die Studienordnung einen B1-Nachweis, der vom Goethe-Institut abgenommen wird. Diese Prüfung umfasst die Bereiche Lesen, Hören und Sprechen – Fähigkeiten, die sie gut bewältigen konnte, da sie zuvor einen B1-Grundkurs in einer Fremdsprachenschule in BSD-City, Indonesien, absolviert hatte. Dieser Kurs bereitete sie gezielt auf die Anforderungen der Prüfung vor und vermittelte ihr die notwendigen sprachlichen Grundlagen.
Die Prüfungsabläufe gaben uns bereits einen ersten Einblick in die deutsche Prüfungsmentalität, die sich durch eine hohe Formalität und klare Strukturen auszeichnet. So erfuhren wir die Ergebnisse erst nach zwei Wochen, und es dauerte weitere zwei Wochen, bis sie schließlich ihr Zertifikat abholen konnte. Wichtig zu wissen ist, dass dieses Zertifikat nur für ein Jahr gültig ist. Das bedeutet, dass meine Tochter, sollte sie nicht innerhalb dieses Jahres das Studienkolleg in Deutschland beginnen, die Deutschprüfung beim Goethe-Institut erneut ablegen muss. Diese kurze Gültigkeitsdauer war für uns eine überraschende Erkenntnis und verdeutlicht die Notwendigkeit, die zeitlichen Anforderungen genau im Blick zu behalten, um unnötige Verzögerungen zu vermeiden.
Um sicherzustellen, dass wir alle Voraussetzungen für die Bewerbung am Studienkolleg korrekt erfüllen, nahm ich bereits im Vorfeld Kontakt mit der zuständigen Abteilung der Fachhochschule Görlitz-Zittau auf. In diesen Gesprächen klärte ich detailliert, welche Dokumente erforderlich sind, in welcher Form Übersetzungen vorgelegt werden müssen und welche Kosten auf uns zukommen könnten. Die Unterschiede in den Kosten zwischen privaten und öffentlichen Studienkollegs erwiesen sich als erheblich: Während private Einrichtungen oft sehr teuer sind, sind die Gebühren an staatlichen Fachhochschulen und Universitäten deutlich überschaubarer.
Für das Studienkolleg an der Fachhochschule Görlitz-Zittau zahlt meine Tochter pro Semester 250 €, was neben der Unterrichtsgebühr auch ein Semesterticket für den öffentlichen Personennahverkehr umfasst. Diese relativ geringen Kosten waren ein weiterer Grund, warum wir uns für Görlitz entschieden haben, da sie nicht nur eine qualitativ hochwertige Ausbildung ermöglicht, sondern auch finanziell tragbar ist.
Herausforderungen und Hürden: Das Visum des indonesischen Freundes
Ein wesentlicher Aspekt, der unsere Reiseplanung beeinflusste, war die Visumbeantragung für den indonesischen Freund meiner Tochter. Ursprünglich war geplant, dass er uns für die drei Monate nach Deutschland begleitet, um diese Übergangsphase gemeinsam mit meiner Tochter zu erleben und sie während dieser Zeit zu unterstützen. Da er selbst plant, nächstes Jahr ein duales Studium in Deutschland zu beginnen, sollte dieser Aufenthalt auch dazu dienen, erste Eindrücke von der Kultur und dem Leben in Deutschland zu gewinnen.
Leider wurde sein Visum für diesen Besuch abgelehnt, was für uns alle eine große Enttäuschung darstellte. Diese Entscheidung war besonders für meine Tochter schwer zu verkraften, da sie sich auf die gemeinsame Zeit in Deutschland gefreut hatte und sich durch seine Anwesenheit sicherer und unterstützt gefühlt hätte. Da seine Begleitung für diese 90 Tage geplant war, hatten wir unsere Reise darauf abgestimmt, um ihm die Möglichkeit zu geben, Deutschland kennenzulernen und erste wichtige Erfahrungen zu sammeln.
Nach der Ablehnung des Visums entschieden wir uns, rechtliche Schritte einzuleiten. Der Schwerpunkt des laufenden Klageverfahrens vor dem Oberverwaltungsgericht in Berlin liegt nun vor allem auf der Erstattung der entstandenen Kosten in Höhe von etwa 1.000 €. Diese Forderung entstand, da nachweislich Unterlagen, die für den Visumantrag eingereicht wurden, bei der Entscheidungsfindung nicht berücksichtigt und im Ablehnungsbescheid fälschlicherweise als nicht vorhanden deklariert wurden. Diese unerwartete Hürde hat unsere Reisepläne zwar verändert, aber wir bleiben optimistisch, dass zumindest eine Erstattung der Kosten erreicht werden kann.
Diese Situation hat uns die Herausforderungen und Komplexitäten im Umgang mit Visumanträgen deutlich vor Augen geführt. Trotz der Enttäuschung konzentrieren wir uns nun darauf, das Beste aus der Situation zu machen, und werden über weitere Entwicklungen in diesem Fall berichten, sobald es Neuigkeiten gibt.
Logistik und Planung: Organisatorische Vorbereitungen für die Reise
Die Reise nach Deutschland für 90 Tage erforderte einige logistische und organisatorische Vorbereitungen, die wir sorgfältig geplant haben. Da unsere Tochter bis zu diesem Zeitpunkt bei uns in Jakarta lebte, war ein großer Umzug nicht notwendig. Ihre einzige ausdrückliche Bedingung für die Reise war die Mitnahme eines kleinen Reiskochers – ein Gerät, das für sie eine wichtige Rolle in ihrem Alltag spielt. Obwohl ich ihr versuchte zu erklären, dass solche Geräte auch in Deutschland problemlos über Amazon erhältlich sind, bestand sie darauf, ihren vertrauten Reiskocher mitzunehmen.
Um einen günstigen Flug zu bekommen, begann ich frühzeitig mit der regelmäßigen Überprüfung der Flugpreise. Schließlich entschieden wir uns für Singapore Airlines, da sie nicht nur zuverlässige Verbindungen bietet, sondern auch die Möglichkeit, KrisFlyer Miles mit meiner Kreditkarte zu sammeln. Der One-Way-Flug für meine Tochter kostete 6,5 Millionen IDR, während mein Hin- und Rückflug mit einem 90-tägigen Aufenthalt 11,6 Millionen IDR betrug. Diese Auswahl bot uns eine gute Balance zwischen Komfort und Kosten. Meine Frau blieb in Jakarta, da sie sich aufgrund ihres Jobs keine dreimonatige Abwesenheit leisten konnte.
Da meine Frau in Jakarta blieb, war das Übergangsmanagement in Indonesien relativ unkompliziert. Einzig meine Onlineshops musste ich vorübergehend herunterfahren, um sicherzustellen, dass keine Bestellungen eingehen, die ich während meiner Abwesenheit nicht rechtzeitig bearbeiten könnte. Glücklicherweise konnte mein Hauptgeschäft weiterlaufen, da mein zukünftiger Schwiegersohn die Verantwortung für die Versandaufträge von www.versand-aus-indonesien.de übernahm. Dank der effizienten Kommunikation über WhatsApp war die Koordination reibungslos möglich, und als Anerkennung für seine Unterstützung erhielt er einen für indonesische Verhältnisse großzügigen Lohn am Monatsende.
Zukunftsperspektiven aus Sicht eines Vaters: Unterstützung und Erwartungen für Studium und Integration
Als Vater ist es für mich selbstverständlich, unsere Tochter in dieser entscheidenden Phase ihres Lebens umfassend zu unterstützen. Ab dem 1. August werden wir sie offiziell in Deutschland anmelden, um alle notwendigen Formalitäten zu erledigen. Ich habe bewusst einen dreimonatigen Aufenthalt gewählt, um ihr in dieser Zeit so gut wie möglich zur Seite zu stehen. Zu meinen Aufgaben gehört es vor allem, sie bei der Wohnungssuche zu unterstützen, die Anmeldungen bei den Behörden zu erledigen und die Beantragung von Unterstützungsmöglichkeiten zu koordinieren, die ihr das Leben in Deutschland erleichtern werden.
Gemeinsam werden wir eine passende Wohnung finden und diese grundlegend einrichten, damit sie einen guten Start in ihr neues Leben hat. Mein Ziel ist es, dass sie am Ende meines Aufenthalts selbstständig in Deutschland zurechtkommt und sich sicher in ihrer neuen Umgebung bewegt. Die Wahl auf Görlitz fiel auch deshalb, weil hier Verwandte in der Nähe sind, die ihr bei Bedarf zusätzliche Unterstützung bieten können. Diese familiäre Nähe ist ein wichtiger Faktor, der ihr helfen wird, sich schneller in Deutschland einzuleben und ein Gefühl der Sicherheit zu haben.
Obwohl meine Tochter von einem Studium in größeren Städten wie Köln oder Berlin träumt, habe ich speziell für das Studienkolleg interveniert, um sie auf die erheblichen Kostenunterschiede zwischen den Standorten hinzuweisen. Es ist wichtig, dass sie diese finanziellen Aspekte in ihre Entscheidungen mit einbezieht und sich bewusst für einen Weg entscheidet, der sowohl ihren akademischen als auch finanziellen Bedürfnissen entspricht.
Ob sie dauerhaft in Deutschland bleiben wird, ist derzeit noch unklar und hängt letztlich von ihrer eigenen Entscheidung ab. Bis sie 21 Jahre alt ist, besitzt sie sowohl die deutsche als auch die indonesische Staatsbürgerschaft. Danach wird sie sich entscheiden müssen, da das indonesische Recht nur eine Staatsbürgerschaft zulässt. Diese Entscheidung wird jedoch gänzlich ihrer eigenen Einschätzung und ihren zukünftigen Plänen überlassen. Ich werde sie dabei unterstützen, die für sie richtige Wahl zu treffen, egal welchen Weg sie letztendlich einschlägt.
Schlussfolgerung und Ausblick
Während die bevorstehenden Monate in Deutschland viele Herausforderungen und Anpassungen mit sich bringen werden, bin ich zuversichtlich, dass meine Tochter diese Zeit erfolgreich meistern wird. Mit der Unterstützung unserer Familie vor Ort und der sorgfältigen Vorbereitung bin ich überzeugt, dass sie in Deutschland gut ankommen und ihren Weg finden wird. Ich freue mich darauf, sie auf diesem neuen Lebensabschnitt zu begleiten und zu sehen, wie sie sich in ihrer neuen Umgebung entwickelt. Egal welchen Weg sie letztendlich wählt, meine Unterstützung wird ihr sicher sein.
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