Ende letzter Woche gab es ein Aufschrei in der globalen Touristikbranche. Indonesien plant neue Gesetze, die Unverheirateten einen Gefängnisaufenthalt von sechs Monaten bescheren könnte.

Der Aufschrei war groß und wohl auch berechtigt, als Ende letzter Woche bekannt wurde, das Indonesien ein neues Gesetz plant, was Sex unverheirateter Paaren unter Strafe stellt. In einem Hotel in Lombok sollte bereits ein unverheiratetes australisches Paar aufgefordert worden sein, gegenüber dem Hotel einen Ehenachweis vorzulegen.

Das Gesetz ist überhaupt noch nicht ratifiziert und schon drehen Hotels völlig durch, um nichts falsch zu machen. Ob es überhaupt durchführbar ist, steht auf einen anderen Blatt. Wer schleppt schon seine Heiratsurkunde in den Urlaub mit.

Was steht in diesem neuen Gesetzesentwurf?

Es ist unverheirateten Paaren verboten Sex zu haben. Deshalb will man durchsetzen, dass unverheiratete Paare sich kein Hotelzimmer teilen. Im Falle das man als unverheiratetes Paar erwischt wird, drohen einem sechs Monate Gefängnis und eine Geldstrafe von 10.000.000 Rp (ca. 645 €). Kann man diese Geldstrafe nicht aufbringen drohen weitere sechs Monate Haft!

Auch ein preisgünstiger Freundschaftsurlaub mit Freunden sei hier faktisch unmöglich. Wer mit seinem gleichgeschlechtlichen Freund/-*in sich ein Hotelzimmer teilen möchte, um die Urlaubskasse nicht zu sehr zu belasten, macht sich hier strafbar. Es ist nicht verwunderlich das in den letzten Monaten und Jahren ein systematischer Kampf gegen die LGBT Bewegung in Indonesien durchgeführt wird. Zwei Freunde, die sich ein Hotelzimmer teilen müssen in dem Gedankengut von einigen indonesischen Politikern und Religionsführern nun mal homosexuell veranlagt sein. Dass es dabei nur um die Ersparnisse der Reisekasse geht, auf diesen Gedanken kommt man dann nicht. 

Australien gibt Reisewarnung für Indonesien heraus

Für Australien ist insbesondere Bali und Lombok derzeit noch das Top-Reiseziel. Nach der Reisewarnung kam es zu den ersten Stornierungen von Urlaubsreisen. Auch von seitens der Europäischen Union, gab es bereits Bedenken mit der Androhung einer Reisewarnung für Indonesien herauszugeben, sollte das Gesetz in den nächsten beiden Wachen verabschiedet werden.

Politiker äußern sich, dass Touristen von diesem Gesetz nicht betroffen seien. Nun der genaue Wortlaut ist natürlich derzeit noch nicht einsehbar, jedoch kann man davon ausgehen, dass es keine explizierte Ausnahme für Touristen geben wird. Ein Politiker sagte, dass einem Touristen nichts passieren wird, sollte er von diesem Gesetz nichts wissen! Die Gefängnisse sprechen da ein anderes Wort und zeigen, dass sehr wohl die Gesetze auf Ausländer auch zutreffen und diese sogar mit aller Härte umgesetzt werden.

Präsident Joko Widodo bittet um Aufschub für die Verabschiedung dieses Gesetzes

Ja tatsächlich äußerte er am Freitag nur die Bitte, dass man dieses Gesetz verschieben möchte. Als Präsident hätte er die Befugnis die Arbeit an diesem Gesetzentwurf sofort einzustellen. 

Warum tut er das nicht? 

Ist er nach der Wahl noch schwächer geworden und will religiösen Hardlinern nicht widersprechen? Oder ist Joko Widodo von dem medialen internationalen Presse am Donnerstag und Freitag nur so überrascht worden, dass er keine Worte für ein Machtwort fand.

Für den Fall, dass das Parlament diesen Gesetzesentwurf dennoch verabschiedet, könnte der Präsident, dieses noch verhindern. Das Ansehen wäre dann aber für Indonesien dennoch angeknackst und Touristen werden sich wohl wieder von Indonesien abwenden und für andere asiatische Länder ihren Urlaub planen.

Neben diesen neuen Gesetzesentwurf soll auch die Beleidigung des Präsidenten unter einer höheren Strafe stehen. Auch hier besteht die Gefahr, dass die Meinungsfreiheit weiter eingeschränkt wird, auch wenn man dieses in Indonesien nicht so sehen möchte.

Es gibt genügend Gesetze, die diese bereits in eindrucksvoller Art und Weise aufzeigen. Da ist das Blasphemiegesetz, was einen christlichen Politiker nur, weil er einen Koranvers falsch interpretierte, ihn für 2 Jahre ins Gefängnis brachte und somit sein politisches Lebenswerk zerstört wurde.

Oder nehmen wir das Kommunismus-Gesetz, was T-Shirt-Händler in Bedrängnis bringen kann, wenn diese ein T-Shirt-Design einer deutschen Heavy Metal Band verkaufen.

Man darf also weiter gespannt sein in welche Richtung es Politisch für Indonesien geht. Man sieht aber aufgrund des Aufschreis, dass auch innerhalb von Indonesien, diesen religiösen Ruck nach rechts, nicht einfach hinnimmt. Sollte das Gesetz wie geplant verabschiedet werden, darf man sich fragen, wie Indonesien dann diese finanziellen Verluste aus der Tourismusbranche decken möchte. Der geplante Scharia-Tourismus scheint jedenfalls nicht ganz so gut anzulaufen.

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