Am 25.12.2011 jährte sich unser Tag der Auswanderung zum dritten Mal, und es wird wieder einmal Zeit einen kleinen Rückblick zu betrachten.

Vor 6 – 7 Jahren hätte ich mir nie träumen lassen einmal in Indonesien oder überhaupt in einem anderen Land wie Deutschland leben zu können. Man hatte seine Familie, seine Freunde und man lebte eigentlich in einem geregelten Lebensrhythmus, den man ungern aufgeben wollte.


Im November 2004 lernte ich dann meine zu künftige Frau kennen. Eigentlich sahen wir unsere Zukunft in Deutschland. Aber wie heißt schon immer das Sprichwort: „Es kommt immer anders, als wie man denkt“.

Als unsere Tochter Sarah am 31.05.2006 zur Welt kam, studierte meine Frau noch in Osnabrück. Nach Ihrem Studium machte sich langsam die Wirtschaftskriese in Deutschland erkennbar und sie bekam, keinen Ihrer Ausbildung entsprechenden Job.

Im Sommer 2007 flogen wir das erste Mal gemeinsam nach Indonesien in den Urlaub. Da wir einen Monat blieben hatten ich genügend Zeit Indonesien kennen zu lernen. Das Chaos auf den Straßen von Jakarta, aber auch die faszinierende Welt des Bromo der mich durch seine Geheimnisvollen Nebelbänke beim Sonnen Aufgang in seinen Bann zog. Auch Bali war ein Pflichtprogramm, wobei mir da die einsamen Strände von Medan mehr zusagten als die von den Touristen verschmutzten Strände von Bali. Die letzten Tage verbrachten wir damals bei den Eltern meiner Frau in Lampung auf Sumatra. In diesem Urlaub sah ich meinen Lebensabend dann schon in Indonesien. Immer warm – kein Schneematsch und kaum verregnete Wochen.

Dass dieser Traum schneller in Erfüllung gehen sollte, als ich mir vorstellen konnte ahnte ich damals noch nicht.

Im März 2008 begann dann meine Frau sich intensiv um Arbeit auch im europäischen Ausland zu bemühen. Die Erfolgsquote war gleich Null. Weiterhin war eine Kleinstadt wie Görlitz für eine die Jahrelang in Jakarta gelebt hat wie ein Dorf. Obwohl erstaunlicherweise sehr viele Indonesier in Görlitz und Umgebung heimisch geworden waren. Rein zufällig, traf ich bei einem Herrenabend 😉 ein junges Ehepaar wo sich herausstellte, dass die Frau auch aus Indonesien stammte. Ich gab meine Telefonnummer und sie rief auch in den nächsten Tagen meine Frau einmal an. Seitdem hatte sie 2-3 Mal die Woche einen Indonesischen Abend wo sich alle Indonesier trafen.

Mit dem Beginn des Sommers stand die Entscheidung für uns jedoch fest, dass wir unser Glück in Indonesien suchen wollten. Meine Frau flog im September 2008 schon vor um sich um Arbeit, Wohnung und einem Kindermädchen zu kümmern. Die Zeit war für mich Hart so lange getrennt zu sein von meiner Familie. Zwar telefonierten wir fast täglich miteinander, aber bei meiner Tochter merkte man schnell, dass Sie langsam die deutsche Sprache vergaß.

Am 24.12.2008 ging dann endlich mein Flieger zu meiner Familie. Ich flog mit Kuwait Airways und schon der Start hatte 2 h Verspätung. Leider meldete sich noch ein Notfall an und eine ältere Dame benötigte einen Liegeplatz, sodass auf einer Seite eine Liege eingebaut werden musste. Gegen 17:00 Uhr ging es dann los. Die Gedanken die mir damals durch den Kopf schossen, als der Flieger die Geschwindigkeit aufnahm und langsam vom deutschen Boden abhob weiß ich noch genau als wäre es gestern.

Der Flieger war nur Viertel voll, sodass man sich einen Einzelplatz nehmen konnte. In Kuwait angekommen hätten wir eigentlich 1,5 h Aufenthalt. Dieses wurde aber aufgrund der Verzögerung gekanzelt und wir stiegen aus um sofort in einen anderen Flieger wieder einzusteigen. Dieser war bis auf den letzten Platz belegt, mit Dienstmädchen aus Malaysia, die in Kuwait arbeiten und nach Hause flogen. Kurz vor Mitternacht deutsche Zeit hoben wir ab um über den indischen Ozean nach Indonesien mit einem kleinen Zwischenstopp in Kuala Lumpur (Malaysia) zu machen. Gegen 17:00 Uhr Indonesischer Zeit betrat ich dann endlich den Boden meiner neuen Heimat.

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Die ersten Tage wohnten wir noch bei der Schwester meiner Frau in West Jakarta in einem größeren Einfamilienhaus. Am 15.01.2009 zogen wir dann in unsere erste gemeinsame Wohnung in einen neugebauten Hochhauskomplex, in die letzte Etage im 37. Stock ein. Die Wohnungen sind üblicherweise sehr Klein. 47 m2 hatten wir bei drei Zimmern zur Verfügung. Die Wohnung war modelliert und kostete damals 21.000.000 Rp (heute ca. 1.800 €) im Jahr. Man hatte mehrere Tennis-, Basketballplätze und Pools zur freien Nutzung zur Verfügung. Auch wenn es dort sehr schön war möchte ich diese mit unserem heutigen Leben nicht tauschen.

Dort wohnen wir zwei Jahre und zogen dann in ein Einfamilienhaus, nach BSD-City. Wir wohnen da in einem abgegrenzten und bewachten Gebiet, sodass man Kinder hier tatsächlich allein auf der Straße spielen lassen kann. Sarah fand hier auch sofort Freunde und ist nun eigentlich jede freie Minute draußen unterwegs. In dem Hochhauskomplex, konnte man Kinder nicht allein lassen, auch wenn da auch alles bewacht war. Erstens ist das bei den Pools viel zu gefährlich und zweitens traf man selten zur selben Zeit auf Freunde von Sarah mit denen sie gemeinsam den Kindergarten besuchte. Hier in BSD-City stehen die Freunde von Sarah schon früh vor der Tür und rufen sie zum spielen.

Insbesondere für Sarah war der Schritt nach Indonesien auszuwandern, dass beste was passieren konnte. Sie spricht drei Sprachen (Deutsch, Indonesisch und Englisch) und lernt jetzt noch Mandarin dazu. In Deutschland wäre wohl deutsch und vielleicht ein paar Brocken Indonesisch alles gewesen was sie bis heute könnte.

Das Auswandern nicht gleich zusetzen ist mit Urlaub lernt man sehr schnell. Insbesondere  wenn einer der Beiden arbeiten gehen muss. Meine Frau geht früh um sieben aus dem Haus und kommt zwischen 20-22 Uhr erst nach Hause.  Ein Familienleben, so wie man in Deutschland es kenn mit wenigstens einmal im Jahr Urlaub kennen wir auch nicht, da meine Frau in den letzten drei Jahren viermal den Job gewechselt hat um eine bessere Stellung anzunehmen. In Indonesien hat man erst nach einem Jahr Zugehörigkeit Anspruch auf Urlaub. Dieser ist von 10 Tagen bis wie jetzt in Ihrer neuen Firma auf 14 Tage begrenzt.

So bleiben uns nur die Wochenenden um etwas gemeinsam zu unternehmen.

Mit dem Umzug nach BSD-City, war es auch notwendig, dass wir uns ein Auto anschaffen mussten. Direkt in Jakarta benötigt man keins, da man überall ein Taxi bekommt und mit dem Auto erstens Parkplatzprobleme und zweitens auch nicht schneller voran kommt als zu Fuß. Weiterhin sind überall Einkaufscentren, sodass man auch zum Einkaufen laufen konnte oder mit dem Taxi schnell gefahren ist.

Hier in BSD-City lebt man etwas anders. Die Häuschen sehen und Gebiete sehen genauso aus wie man es aus amerikanischen Filmen kennt. Vor dem Haus ein kleiner Vorgarten, daneben ein Autostellplatz, dann ein kleiner Garten und ein Häuschen mit zwei Etagen.

Der einzige Unterschied zu den amerikanischen Filmen liegt darin, dass dieses Gebiet mit einer Mauer umgeben ist und diese von Security Leuten rund um die Uhr bewacht wird. Der Vorteil liegt auch darin, dass dadurch kein Verkehr von fremden Autos hat und Kinder dadurch auf der Straße sorglos spielen können.

Hier in BSD-City fand Sarah auch schnell Freunde. Jeden Tag und jede freie Minute ist sie mit Ihren Fahrrad unterwegs zu Freunden.

Da meine Frau die Woche über von früh bis abends auf Arbeit unterwegs ist bleiben uns dann nur die Wochenenden für kleine Ausflüge übrig. Unter Familien Ausflüge versteht ein Indonesier die Fahrt in ein Einkaufcenter, was es insbesondere in Jakarta und Umgebung in Massen gibt. Einkaufcenter, ist nicht so mein Ding sodass ich mindestens einmal im Monat dafür Sorge, dass wir einen größeren Ausflug unternehmen. Ziele sind Bogor in den Bergen südöstlich von Jakarta. Diese Gegend hat einen Klimatischen Vorteil, da dort die Temperatur angenehm um die 25° C beträgt. Nachteil ist insbesondere am Wochenende ist die Hälfte von Jakarta dahin unterwegs, was für dementsprechenden Verkehrschaos sorgt. Andere Ziele sind Baden an der Sundastraße. Diese liegt genau in der Meerenge zwischen Java und Sumatra. Bei sehr schönem Wetter, kann man vom Strand aus, den Krakatau sehen. In Jakarta und Umgebung findet man keinen Sauberen Strand, was schon allein an der Millionenstadt und ihren Müll liegt, der immer noch arglos weggeworfen wird.

Fazit nach drei Jahren Auswandern aus Deutschland.

Die Entscheidung war insbesondere für unsere Tochter das Beste was wir machen konnten. In Deutschland hätte sie mit Sicherheit keine drei Sprachen gesprochen und nicht noch eine vierte im Lernstadium. Welches Kind kann in Deutschland mit fünf Jahren drei Zahlen addieren und Subtrahieren bis 20. Klar ist, dass dieses auch viel den Kindern abfordert, und ich auch nicht immer der Meinung bin, dass Kinder bevor sie in die Schule gehen Lesen und rechnen können, aber man merkt es an der Sprache je kleiner die Kids sind umso schneller und leichter geht das lernen.

Von meiner Seite her kann ich nur hoffen, dass endlich irgendwann das neue Einwanderungsgesetz verabschiedet wird, was mir dann endlich auch erlaubt offiziell zu arbeiten und vor allem diese nervigen Visumbehördengänge jedes Jahr aufhören.

7 Kommentare
  1. Hallo, tut mir sehr Leid, aber ich nehme gleich mal diesen Beitrag her, um meinen Text hier zu veröffentlich. Fabelhafte Eindrücke die hier dargestellt werden. Ich selbst habe mich auch schon viel im Intertnet informiert und viel gelesen. Es sei mir bitte gestattet das sagen zu dürfen, das ich diese Webseite seit einiger Zeit verfolge. Und richtig toll finde. Bedauerlich das bei einigen Artikeln wenig bis gar keine Feedbacks gibt. Denn die Meinungen von anderen Lesern finde ich gelegentlich auch meistens lesenswert. Ich wünsche jedenfalls ein guten Rutsch ins Jahr 2012. Ich bleibe als Leser weiterhin treu.

  2. 3 Jahre Indonesien, wir haben uns ja schon wegen Schule und Sprache unterhalten, aber wie Du umschreibst, dass Ihr in einem Ghetto wohnt ist lustig, -da können die Kinder tatsächlcih auf der Strasse spielen und es kommt kein Fremder Verkehr, tja, allerdings häst Du auch anmerken können, in Indonesien hat man ein sehr eigenartiges Verhältnis zu mein und dein, dh, würde Euer Haus so offen wie in D stehen, hättest Du nix mehr in der Bude, da würde eines Morgens, wenn Ihr nicht zuhause seit, ein Picup halten und 30min später wär das Haus ausgeräumt! aber egal, mit Deinem Visum seh ich eh schwarz, nach 5 Jahren kannst Du eine 5jährige Aufenthaltserlaubnis bekommen, aber das wars dann, mein Frau bekommt im Januar ihre Dauerantendhalterlaubnis mit Arbeitsgenehmigung for ever, davon könnt Ihr nur träumen, sie behält ihren indo Pass, kann also jederzeit hin und herreisen, sogar in die Nachbarländer!
    aber egal

    Rutsch und knall bis 2012 !

  3. Mutig mutig.

    Ich weiss warum ich das sage. Habe selbst mal ein Jahr in Indonesien gelebt. Hatte auch eine Freundin, die spaeter mehrere Male bei mir in Deutschland war. Ist dann allerdings doch nichts draus geworden. Manchmal denke ich, das war ein Fehler. Mein Leben haette einen ganz anderen Verlauf genommen.

    Besonders mutig finde ich es, dass Ihr offenbar nicht mit viel Geld ausgewandert seid, wie so viele andere, die in die “dritte Welt” auswandern. Mit Geld in der Tasche laesst es sich leicht leben, ob nun Indonesien, Thailand, Mexiko oder Kenia. Seine Broetchen, respektive sein Krupuk dort zu verdienen ist eine ganz andere Sache. Ist ein phantastisches Land. Ich bin weit rumgekommen. Warum aber gerade Jakarta?

    Respekt Respekt

    Gruss RR

  4. Na so ganz Blindlinks sind wir nicht ausgewandert. Meine Frau hatte in Deutschland nach dem Studium überhaupt keine perspektive. In Indonesien riss man sich förmlich nach Ihrer Fachkraft.

    Warum Jakarta? Man zieht wohl dahin wo die Arbeit ist und wo man das meiste Geld verdienen kann ;-). Dann hatte meine Frau vor Ihrem Studium schon in Jakarta gelebt und gearbeitet. Ihre beide Schwestern waren auch hier. Leider ist die ältere nun mittlerweile Beruflich nach Singapur ausgewandert, was natürlich auch wieder ein Glück für uns ist, wir können jederzeit dahin. Was ich in Deutschland eigentlich vermisse ist der richtige Zusammenhalt in der Familie. Hier ist man gezwungen sich auf die Familie zu verlassen, denn große Staatliche Unterstützung gibt es nicht. Und das funktioniert hier sehr gut, jedenfals bei uns in der Familie. Woanders mag das schon etwas schwieriger sein.

    Silvio

  5. tja, lieber Silvio, Familienzusammenhalt- man plündert erst das Familienmitglied aus, das eben en bischen Geld hat, sozusagen das lebende Sparbuch der Familie, sobald man einen/e Dummen gefunden hat, lassen die Übrigen alles fallen, mich hat das ungefähr 50.000.000 +gekostet und da waren Zeiten dabei, da gabs für den € grad mal 8.000 IR, aber ich habs gern gemacht, meinen Katzen hab ich ja auch das Futter spendiert !

  6. Es ist wohl ehern ein geben und Nehmen so funkdas jedenfals bei uns in der Familie. Aber wie gesagt das hängt auch von der Familie ab nicht jede ist gleich.

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